mardi 22 janvier 2019

Fahrradhauptstadt

Wir kennen hier eigentlich kein Dreckswetter. Selbst wenn der Winter es sich zu Herzen nimmt und ernst machen möchte, bis zum handfesten Dreckswetter traut er sich meist nicht. Die Lichterstadt nimmt ihm den Mut, sie bezähmt ihn. Er muss schon irgendwie von ihr beeindruckt sein, und so geht es auch den Einwohnern: Sogar diejenigen, die der Klapsmühle entronnen scheinen, spinnen gezähmt. Erstaunlich, wie selten doch Gewaltakte vorkommen bei aller latenten Aggressivität. Die Stadt hat schon ihren zivilisatorischen Einfluss, sie schützt, macht aber auch dünnhäutiger. Es ist wie seit der Abschaffung der Folter im Strafrecht. Was müssen wir früher für Kerle gewesen sein!

Unser gemeinsamer Lebensraum soll zur Fahrradhauptstadt
Werden, so will es unsere progressive Bürgermeisterin
Und da rauscht echt mal wieder einer ganz scharf
An mir vorbei, junger Knilch, Affenzahn
Mitten durch die Fußgängerzone.

Ja, Wendigkeit, Behendigkeit, Rausch, der missachten lässt
Dass es die Slalompfosten ganz leicht umhauen könnte
Vor lauter Schreck, und dann ist bei ungelenken
Altvordern schnell Krankenhaus fällig.

Ich ruf ihm nach, er hört es natürlich nicht
Unter seinen dicken weißen Kopfhörern.
Alles verboten, aber wir leben ja
Nicht im Polizeistaat
Und ich rede jetzt von Scheiß
Jugend und vom Endsieg der Reaktion.

[Schwächeln gehört zum Stärkeln wie das vermehrte Auftauchen von Jugenderinnerungen zum Altwerden. Schwächere Gedichte sind oft die stärkeren – falls von Stärkeren gelesen. Je stärker der Leser, desto schwächer darf das Gedicht sein, um ihm gleichwohl stark zu erscheinen, und umgekehrt. Schwächelnde Leser gehören jedoch auch dazu – gerade sie hat die Zivilisation stark gemacht – insofern diese Zivilisation der Natur scheinbar ihre Stärke nimmt, den Zivilisierten vergessen lassend, dass die Gezähmte nur ein klein wenig mit den Muskeln spielen muss und schon ist Naturkatastrophe. Tiger bleibt Tiger und Haustiger Haustiger, gerade und besonders bei der Literaturkritik.]


Capitale du vélo

Notre espace vital commun doit devenir la capitale du vélo
C’est ainsi que le souhaite notre mairesse progressiste
Et une fois de plus, l’un d’eux me touche presque
À tout berzingue, le jeune con, en
Pleine zone piétonne.

Oui, agilité, souplesse, dextérité, l’autre ivresse qui fait oublier
Que ça peut facilement faucher les poteaux de slalom
Épouvantés, et alors, pour ces aïeux rouillés
C’est vite séjour à l’hosto.

Je crie après lui, et bien sûr il ne m’entend pas
Sous ses énormes casques blancs.
Tout ça, c’est défendu, mais
On ne vit pas dans un état policier
Et je me mets à parler de jeunesse de
Merde et du triomphe final de la réaction.

21 Janvier 2019

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