samedi 9 janvier 2010

Allerwerteste Jahreszeiten / Pleine lune sur les saisons


1. Der Winter


Der Winter sollte eigentlich nicht sein.
Ich hab es nicht gerne kalt.
Doch was kann ich dagegen tun?
Ich kann nur heizen.

Heizen kostet Geld, so ein Winter ist teuer.
Ein preiswerter Winter ist aber wie ein Stück Hintern
Das man nachgeschmissen bekommt:
Schön kann es nicht sein;
Oder der arme Popo weiß nicht, was er wert ist.
Meiner friert, Kinder, es ist Winter.

Selbst einen nachgeschmissenen Hintern
Im Winter gemütlich aufzuheizen
Ist ein hartes Stück Arbeit.
Und wenn es der eigene ist
Wird man dabei richtig nachdenklich.

Der Winter, gerade weil er Geld kostet
Um erträglich zu sein
Macht einem den Wert des Besitzens klar –
Also den Unterschied zwischen „dein“ und „mein“
Und „gut“ und „böse“
Und „hässlich“ und „schön“
Oder „wissen“ und „nicht wissen“, was man wert ist.

Ohne diese eine Backe Sitzfleisch
Ist die andere jedenfalls auch nicht viel wert.


2. Frühling

Auf den Frühling warte ich.
Ich bin nicht der einzige. Andere Leute stehen auch an.
Wenn er kommt, will ich aber einer der ersten sein
Der etwas von ihm hat.

Ich muss mich schon im Winter vordrängeln
Sonst spannt im Märzen der Bauer die Rösslein an
Und ich sehe noch nichts.

Ich will jedenfalls nicht auf den Juni warten
Bis endlich auch ich drankomme.
Deshalb stehe ich nun im tiefsten Winter schon an
Und friere mir den Arsch ab.


3. Der Sommer

Hintern und Sommer gehören zusammen;
Der Sommer ist so etwas von einfach –
Jeder Arsch kapiert ihn.

Sommer sind regelrecht für Popos geschaffen.
Auch in der Stadt, aber mehr noch am Strand.

Im Sommer setzt sich der Popo in den Sand
Und der Sand zeigt uns hinterher den Abdruck.
Die Kissen der kälteren Tage machen das nicht
Sondern beeilen sich, sich wieder zu bauschen
Als wären sie Konkurrenz;
Nur der Sand liebt den Hintern so uneigennützig
Dass er noch lange dessen Form behält
Und sie jedem Vorbeikommenden andient.

Sommersonne und Podex
Passen zusammen wie Arsch und Friedrich.
Dazwischen, wie der Streifen eines Tangas
Nichts als der nackte Horizont.


4. Der Herbst

Im Herbst richtet man sich peu à peu aufs Frieren ein.

Man friert noch nicht richtig, aber sorgt schon vor.
Die ersten Blätter fallen, die Körper bedecken sich;
Man muss sich in der kahler werdenden Natur
Allmählich durch immer mehr hindurchdenken
Will man die Hintern vor sich auf der Allee in
Entblättertem Zustand haben.

Das Laub der Bäume segelt elegant zu Boden;
Es tanzt durch die Lüfte, bevor es irgendwo landet.
Überhaupt wird im Herbst die Eleganz wichtiger.
Schon liegen überall polierte Kastanien
Und beflügeln unsere kranke Vorstellungskraft.

Genügt sich der Sommerpopo noch selbst
Und behält seinen Reiz auch in reglosem Liegen
Verlangt es im Herbst nach dem Tanz der Hüften;
Denn wie das Laub der Bäume, so tanzen
Auch die Hüften, bevor sie irgendwo landen.
Vielleicht bei mir Bübchen
Im lauschigen Stübchen.

Endlich erheben sich die Formen ganz nackt
In der Landschaft und bereichern
Noch einmal die Vorstellungskraft.



Pleine lune sur les saisons


1. L’hiver


L’hiver ne devrait pas exister.
Je n’aime pas le froid.
Mais qu’est-ce que je peux faire ?
Je ne peux que chauffer.

Chauffer ça coûte, l’hiver est cher.
Mais un hiver bon marché est comme un bout de cul
Qu’on te balance gratos :
Il ne peut être beau ;
Ou alors pauvre popotin ignore ce qu’il vaut.
Le mien a froid, les enfants, c’est l’hiver.

Même un cul qu’on t’a balancé gratos
Si tu veux le chauffer confortablement en hiver
C’est pas mal de boulot.
Et s’il s’agit du tien
La chose te rendra même songeur.

L’hiver, justement puisqu’il coûte de l’argent
Pour être supportable
Te montre l’importance de posséder – c’est-à-dire
La différence entre ce qui est à toi et ce qui ne l’est pas
Entre le bien et le mal
Et le beau et le laid
Et la connaissance de sa valeur et son ignorance.

Sans l’une de ces deux fesses
L’autre, en tout cas, ne vaut pas grand-chose.


2. Le printemps

Le printemps, je l’attends.
Je ne suis pas le seul, d’autres aussi font la queue.
Lorsqu’il arrive, je veux être l’un des premiers
Qui en profiteront.

Déjà en hiver, je dois resquiller un peu ;
Autrement, à la tête, on se découvre déjà d’un fil
Et moi, je ne vois encore rien venir.

En tout cas, je ne veux pas attendre le mois de juin
Pour être enfin servi.
C’est pour cela que je fais déjà la queue en hiver
En me gelant le cul.


3. L’été

Les fesses et les étés vont ensemble ;
L’été est tellement simple –
Le dernier des trouducs le comprend.

Les étés, on dirait qu’ils ont été créés pour le cul.
Également en ville, mais surtout à la plage.

En été, les fesses se posent sur le sable
Et le sable nous montre après leur empreinte.
Les coussins des jours plus froids ne font pas ainsi ;
Eux, ils se hâtent de reprendre leur gonflé
Comme s’ils s’agissait de concurrence.
Seulement le sable aime le cul de manière si altruiste
Qu’il en garde le moule encore pendant longtemps
Pour l’offrir à tous ceux qui passent.

Le soleil de l’été et la lune
Vont ensemble comme cul et chemise ;
Entre eux seulement, mince comme le fil d’un string
L’horizon nu.


4. L’automne

En automne, on se prépare peu à peu au froid.

On n’a pas encore froid, on s’y prépare.
Les premières feuilles tombent, les corps se couvrent ;
Dans la nature qui se dégarnit, il faut faire
Abstraction de plus en plus d’affaires
Pour l’avoir, ce cul devant soi sur l’avenue, en
Situation effeuillée.

Les feuilles des arbres descendent avec élégance ;
Il dansent dans les airs avant d’atterrir quelque part.
En automne, l’élégance gagne toutefois en importance.
Déjà les fruits lustrés des marronniers
Donnent des ailes à notre imaginaire maladif.

Si le cul estival peut se contenter de lui-même
Gardant son charme même couché et immobile
L’automne demande la danse des hanches.
Comme les feuilles des arbres, les hanches
Se balancent avant d’atterrir quelque part.
Peut-être chez Popaul
Dans sa petite piaule.

Enfin, les silhouettes se dressent toutes nues
Dans le paysage, enrichissant une fois de plus
L’imaginaire.


5 Janvier 2010

mardi 5 janvier 2010

Groß und klein

Es gibt das Große und das Kleine
Das Kleine und das Große –
Das Große geht ja doch in die Hose.
Bleibt eben das Kleine.
Es hat so kurze Beine –
Damit läuft es fast von alleine.

Doch gehen so kurze Beine
Nicht noch schneller in die Hose?
Natürlich gehn sie noch schneller rein
Das ist ja der Witz bei ’nem Wanderverein:
Man findet dort immer ’ne Lösung –
Selbst für das Problem der Erlösung!

Du kletterst mühsam auf den Berg
Dann humpelst du wieder ins Tal;
Im Tal ist dir alles egal:
Du warst ja mal kurz auf dem Berg –
Bei richtigen Riesen, du Zwerg
Warst du schließlich auch einmal!

Es gibt nun mal Idioten
Mit kurzen Beinen und mit langen.
Die langen gehören verboten
Die kurzen aber gelangen
Wohin die langen nicht gelangen:
Ins Reich der lebendigen Toten.

4. Januar 2010

dimanche 3 janvier 2010

Dazulernen, Fakir


1


Die Dinge, die ich gestern wusste
Sind nicht die Dinge, die ich jetzt weiß.
Habe ich dazugelernt? Quatsch mit Soße!
Gestern ist nicht jetzt.
Morgen vielleicht.


2

Schon ist morgen, vielen Dank.
Ich wache auf, reibe mir die Augen
Sehe in den neuen Tag.
Ich werde wieder einmal etwas lernen.
Aber noch ist es nicht soweit.
Noch weiß ich kaum mehr
Als beim Einschlafen.
Der Tag fängt ja gerade erst an.
Man soll nicht zu früh etwas von ihm erwarten.

Und überhaupt nichts von ihm verlangen.
Man erzieht einen Tag nicht, er
Erzieht dich.

Tage verlaufen in einer Richtung, meistens
Gleichmäßig, manchmal holpriger, aber stets
Korrekt in einer Richtung. Und dennoch, oder
Gerade deshalb, gilt es, scheint es
Wider den Stachel zu löcken, damit man
Überhaupt was kapiert. Verkanten muss es sich
Bis nichts mehr geht zum Spüren. (Und sich dann losreißen
Wie vom Filmliebchen am Bahnsteig; könnte den Zug
Zwar auch allein fortfahren lassen, jedoch nur mit
Dramaturgischer Rechtfertigung, weniger herzzerreißend
Macht für sich ja noch kein schönes Ende.) Spüren
Muss man es jedenfalls, doch müssen
Muss man nicht – so ist das
Mit dem Dazulernen:
Nur die Kausalreihen müssen, aber sonst
Bleibt alles freigestellt.


3

Dull fakir mutters: Needleshticks!
And turns his hide away:
No use to kick against the pricks
Without some peeps, to pay.

Past prime, well, try and fetch the fluff
To wrap your scars into;
The muffled act is stand enough
When couching thoughts must do.

Where’s all that wonder still to know?
How oft awakening yet?
Venture a peek from down below –
There’s no worse kick to get.

January 2, 2010