mardi 11 janvier 2022

Tätigkeit

War auf der Ausstellung Soutine-de Kooning und dachte: Das, was leicht von der Hand ging, ist einem einfach weniger lieb als das, worum man kämpfen musste, weil das Kämpfen selbst einen Wert darstellt. Dass das kein künstlerischer ist, ändert nichts an dieser Vorliebe, die bei mir beispielsweise jetzt größer ist als früher. Wenn das Künstlerische und Leichtgängige zusammenkommen, dann kommt es eben zusammen, und das darf es ja auch – etwas anderes fällt mir zu seiner Verteidigung nicht mehr ein. Dass ich mir ein sichtbar erkämpftes Gemälde nicht an die Wand hängen würde und froh bin, wenn ich es nicht mehr sehen muss, steht auf einem anderen Blatt. Auch in diesem Fall ist einem das Fernste das Liebste. Damit kenne ich mich nun aus.

Tätigkeit ist nichts zum Essen:
Tätigkeit lässt nicht vergessen.
Mit dem Ende wär auch Schluss
Hätt sie einen Zuckerguss.

Wäre Tätigkeit zum Trinken
Könnte alles schön versinken.
Doch auch trinkbar ist sie nicht:
Noch im Tun gedenke ich.

Nicht ist Tätigkeit ein Stürmen
Um den Tätigen zu schirmen;
Viel ist sie, nur kein Genuss
Weil ich mich erinnern muss.

Tätigkeit ist Weiterlieben
Wird von Wehmut umgetrieben:
Gegenwart, Vergangenheit –
Klar im Kopf ist Tätigkeit.

11. Januar 2022 

[La colline de Céret. 1921]

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