mercredi 7 janvier 2009
Gleich fliegen die Flamingos davon
Es ist nicht die Schuld der Flamingos, dass sie wenig mehr als freilebende Wellensittiche sind.
So etwas wie eine tierische Yuccapalme zu sein - diese Yuccapalme, die im Lebensraum des Zivilisierten den Gummibaum ersetzt hat und das historische Usambaraveilchen - ist traurig, aber wahr. Deshalb sehen wir manche Tiere auch von recht nahe.
Einmal in unseren Gefilden angekommen, bleibt keiner lange exotisch. Man atmet unsere verpestete Luft und bekommt in Stubenwärme und gewisser Gemütlichkeit umgehend die Räude des Gewöhnlichen verpasst. Wer denkt noch an die Eukalyptussavanne, sieht oder hört er einen Wellensittich? Dem Tierchen dürfte es gelegen kommen, nicht mehr allzu entfremdet zu sein; der kleine Liebling mit dem Migrantenhintergrund hat sich eingelebt und pickt zur Sicherheit die bewährten Jod-S11-Körnchen. Der Federschmuck, den er nach wie vor trägt, beeindruckt erwachsene Menschen allerdings nicht mehr, er hat einen staubigen Hauch von altem Spielzeug, und die tarnende Kriegsbemalung ist auch sinnlos geworden. Obschon unfreiwillig zugeflogen, fügte sich der Sittich sofort in die trübste Wohnzimmeratmosphäre ein. Auch wenn er ihn nicht unbedingt gesucht hatte, so fand er, wie wir, doch den Weg aus der Wildnis, und das büßt er nun mit ästhetischer Verkümmerung. Er interessiert nur noch Kinder oder einsame alte Leute.
Zumindest in dieser einen Hinsicht sind Flamingos doch noch andere Vögel: solche, die nach wie vor bei jedem ein gewisses Fernweh hervorrufen, und sei es auch wiederum nur das nach einem Florida, das so traumhaft ist, wie es eben ein Bildschirm erscheinen lassen mag.
Die ungebändigten schlanken Schönheiten, die wir hier bei Narbonne vor industriellem Hintergrund versammelt sehen, heben jetzt gleich ab und drehen dann noch eine kurze Runde, bevor sie sich an praktisch derselben Stelle wieder zu uns herablassen. Weiter wollen auch sie nicht.
Für uns, die wir hintereinander am Randstreifen parkten und Seite an Seite, gleich Japanern oder Spatzen auf einem Leitungsdraht, mit Digitalgeräten den Schwarm noch etwas näher an uns heranzoomten, war es aber doch ein unerwartetes Erlebnis. Man verlangt ja nicht viel von seiner Umgebung, nicht mehr jedenfalls als Wellensittiche oder diese Flamingos, die für den einheimischen Muschelzüchter vielleicht fast so etwas wie rosarotes Ungeziefer darstellen.
7. Januar 2009
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