vendredi 29 novembre 2013

Scheißland, Wintervögel

Wie ich höre, sind noch Vögel da.
Die, die jetzt noch piepsen, bleiben über den Winter
Denn größere Flüge sind bei dieser Kälte nicht mehr möglich.
Ihre eigene Entscheidung. Sollen selbst sehen
Wie sie zurechtkommen, ich hänge jedenfalls nichts hinaus.
Bei denjenigen, die man gezwungen hat
– Also den Käfigvögeln – ist es etwas anderes.

Man soll doch nicht annehmen
Dass so ein Vogel nicht weiß, womit er zu rechnen hat
Wenn er aus purer Faulheit unseren Scheißwinter auf sich
___________________________________zukommen lässt.
Die meisten haben ihren Bürzel rechtzeitig bewegt
Und sind von selbst abgeschwirrt in den Süden.
Nur bei den Käfigvögeln ist es etwas anderes.

Wenn wir unser Sozialsystem irgendwie retten wollen
Dürfen wir keine Ausnahmen zulassen. Ab sofort
Wird gespart, auch was Meisenkugeln angeht.
Wir sind hier doch wohl nicht im Süden!



Pays pourri, oiseaux d’hiver

J’entends qu’il y a toujours des oiseaux.
Ceux que j’entends encore pépier resteront pour l’hiver
Puisque dans ce froid, les grands vols ne sont plus possibles.
C’est leur propre décision. Qu’ils aillent voir eux-mêmes
Comment donc s’en sortir ; moi, en tout cas, je ne sortirai rien.
Quant à ceux qui sont restés par obligation
– Je pense aux oiseaux en cage – les choses sont différentes.

Il ne faut pas s’imaginer
Qu’un tel oiseau ne sache pas à quoi il doit s’attendre
Lorsque, par pure paresse, il envisage l’hiver dans ce pays pourri.
La plupart se sont magnés le croupion à temps
Pour partir spontanément dans le sud.
Seulement chez les oiseaux en cage c’est autre chose.

Si nous voulons sauver notre modèle social
Il ne faut pas permettre des exceptions. Désormais
Plus de gaspillage, plus de suspension de boules de graisse.
Ici, ce n’est tout de même pas le sud, bordel !


28 Novembre 2013

jeudi 28 novembre 2013

Wie Getier


i.

Wohlan, aus der Tiefe geflohen
Nächtens, als ob Tag sei –
Und wohin gekommen?

Hättest bleiben sollen
Dir die Möglichkeit offenhalten;
Jetzt stehst du vor den Mond spiegelnden Pfützen.

Immer noch besser so
Und eine Geschichte hinter sich
Und unter sich überwundene Tiefe.


ii.

Freilich: kriechen ist nicht gehen.
Wenn jedoch eines nur kriechen kann?
Hochkriechen, davonkriechen? Wohinkriechen?

Bist gleich eingekleidet, Kriechtier
Wo du hingekrochen bist.
Aber wo sonst hin?

Immer noch besser so
Und keine Geschichte an sich kleben
Und den Unrat abgestreift von anderem Unrat.


iii.

Ja, das rächt sich dann alles
In den Nächten, als ob Tag sei
In den wahrgewordenen Träumen.

Die schlimmsten Träume sind diejenigen, die
Sich verwirklichen – die geträumt
Werden nämlich.

Als ob es denn schon einmal Tag würde
Wo du hingeflohen, hingekrochen
Etwa Tag für Getier.


26. November 2013

samedi 16 novembre 2013

Promenade

Et quand – énième fois – la promenade
Tournait rapidement en engueulade
Actualité brûlante ou vieille lune
Tout faisant bois pour nourrir la rancune

Le ciel, compatissant à la misère
Ayant, lui, les moyens de faire taire
S’assombrissait, à son tour se fâchant

Et sans nous rendre compte sur-le-champ
Que nos pas, plus pressés, prenaient le pas
Sur nos arguments, arguties, coups bas

La rage de rentrer coûte que coûte
Avec un seul pépin contre les gouttes
Synchronisait nos enjambées d’urgence
Moquant tout point de vue ou divergence.

16 Novembre 2013

vendredi 15 novembre 2013

Lied vom Stadtbummel

Ich habe das nachfolgende Liedchen prinzipiell im Traum verfasst und nur das wenige, woran ich mich nicht mehr erinnern konnte, im Wachzustand ergänzen müssen. Es geht offenbar darum, dass ich jemandem etwas bieten musste. Man möge entschuldigen, es ist ein Traumgedicht, und ich lehne jede Verantwortung dafür ab.

Ich geh mit ihr auf Schlossbesuch
Und zeig ihr, was man da so sieht
Und sie hört zu und schaut ins Buch
Das ich nicht brauch auf dem Gebiet.
__Darauf hör ich ein Stimmchen, eigensinnig, glockenhell
Das sagt: Mag sein, mag sein, das sieht
Der Führer jedoch anders, gell.

Durchwandernd mit ihr Saal um Saal
Erklär ich alles klitzeklein
Und sie hört zu, schaut jedesmal
Dann prüfend in ihr Buch hinein.
__Darauf hör ich ein Stimmchen, eigensinnig, glockenhell
Das sagt: Mag sein, mag sein, allein
Der Führer sieht es anders, gell.

Ich zeig ihr nun die ganze Stadt
Park, Denkmal, Zoo, Panoptikum
Und sie hört zu, weil sie mich hat
Doch blättert stets im Buch herum.
__Darauf hör ich ein Stimmchen, eigensinnig, glockenhell
Das sagt: Mag sein, mag sein, warum
Auch nicht? Nur steht’s hier anders, gell.

Zum Schluss bring ich sie ins KZ
Und stell ihr dar, was dort geschah;
Sie lauscht, als ob kein Buch sie hätt
Weil sie’s nicht braucht, sie weiß es ja.
__Darauf hör ich ein Stimmchen, eigensinnig, glockenhell
Das sagt: Mag sein, mag sein, das sah
Der Führer aber anders, gell.

12. November 2013

mardi 12 novembre 2013

Trite or Wrong

Dieser wiedergefundene, zeitweilig verlorene Sohn: Viel Neues zu erzählen hatte er jetzt leider nicht mehr. Als er dennoch nach Neuigkeiten gefragt wurde, am Mittagstisch, so als nettes Tischgespräch, würgte er halt ein paar der geschluckten Brocken hervor und begann ganz versunken, darauf herumzukauen.

Aber so ist das doch schauderhaft! Und bei Tisch! – Nein, nein, brachte er hervor, so ist das auch für euch eine Neuigkeit, und belegte mit biographischen Quellen.

Kauen, Kind, kauen! hatte man ihn früher ermahnt, und richtig: Wiedergekäutes ist natürlich bekömmlicher, es fehlt ihm ein wenig an Frische, aber dafür bekömmlicher. Und es geht schließlich vor allem darum: Bekömmlichkeit, bei Mahlzeiten oder auch netten Tischgesprächen.

Warum war er denn zurückgekehrt? Weil es eben alles nichts genutzt hatte. Die Brocken, die er jetzt wieder hervorwürgte, waren jedenfalls halbwegs bekömmlich, bekömmlich gemachte Vergangenheit, wenn der Vorgang auch etwas unappetitlich anzusehen war.


Early away, not without eagerness
To learn and try, tempted to fail, that is
Some last arrival framed for his own lack
Of luck, and waste, and wreck, that go avec

Till in the gloom of age prodigal son
Returns indeed, as if not gone, and none
The worse for wear but no light in his eyes
Makes for the nursery with its toys, and dies.


[Ce fils retrouvé, perdu pendant un petit moment : désormais il n’avait, hélas, plus grand-chose de nouveau à raconter. Sollicité pour donner tout de même des nouvelles, de nature à divertir la tablée, il régurgitait quelques-uns des morceaux avalés, se mettant, comme abîmé dans ses pensées, à les remâcher paisiblement.

Mais c’est abominable ! Et à table ! – Non, non, réussit-il à dire entre les bouchées, comme ça ce sera une nouveauté aussi pour vous, puis étaya par des références biographiques.

Mâche, mon fils, mâche ! Voilà ce qu’on lui avait toujours dit, et c’est vrai : la chose ruminée est naturellement plus digeste, y manque un peu la fraîcheur mais elle est plus digeste. Et c’est quand même ce qui importe le plus : la digestibilité, à table ou dans les propos de table.

Pourquoi était-il donc revenu ? Parce que tout ça n’avait pas eu de sens. Les morceaux qu’il régurgitait maintenant étaient en tout cas à peu près digestes, du passé rendu digeste, même si le procédé pouvait dégoûter des personnes trop sensibles.]


11 Novembre 2013

lundi 4 novembre 2013

Konfrontiert mit Eigenleben

Statuettchen hervorgekramt
Die ich vor vielen Jahrzehnten fabriziert habe.
Sie waren in einige Teile zerbrochen
Und ich hatte nichts fotografiert, wusste
Also nicht mehr, was wie zusammengehörte.
So setzte ich sie halt irgendwie zusammen
Klebte hie und da
Versöhnlich und ungefähr, wie ein Herrgott
Der zufällig nachschaut, was aus seiner Schöpfung geworden ist.

Letzten Endes alles viel zu empfindlich
Und seinerzeit nicht ausreichend dokumentiert.
Kein Wunder, dass selbst der Allwissende vergessen zu haben
___________________________________________scheint
Wie es ursprünglich aussah
Und was er damit hatte eigentlich ausdrücken wollen.



Confronté à la vie propre

J’ai ressorti des statuettes
Fabriquées par moi il y a bien longtemps.
Elles étaient cassées en plusieurs morceaux.
N’ayant rien photographié, je ne savais plus
Comment ces éléments allaient ensemble
Et j’ai donc reconstitué comme j’ai pu
Collant par-ci par-là
Conciliant et brouillon comme un dieu
Qui d’aventure s’enquiert de ce qu’il en est advenu, de sa création.

Beaucoup trop fragile, tout ça
Et pas assez documenté dans le temps.
Pas étonnant que même l’Omniscient semble avoir oublié
Quelle gueule ça avait eu au début
Et qu’est-ce que, au juste, il avait voulu exprimer.

4 Novembre 2013