dimanche 31 décembre 2017

Über Verständnis


1. Vom Schiffswrack

Vor Jahrhunderten
Versank im südchinesischen Meere
Ein Schiff, unachtsam vollgepackt mit lauter Geld und Geschirr.

Nach Jahrhunderten
Wurde es ausfindig gemacht. Bei Schönwetter
Stiegen Taucher hinab und brachten herfür Messermünzen und
________________________________________Porzellan.

Nicht brachten sie wieder herfür das Schiffswrack selbst.
Ausgeraubt, völlig vereinsamt blieb es seiner
Restlosen Auflösung überlassen.

Ich halte ein solches Verfahren im Falle überforderter
Transportmittel zwar für noch zulässig, aber schon reichlich
________________________________________unelegant
Und verschweige lieber, wofür ich es halte, wenn es um
_____________________schöpferisches Menschentum geht.

Ausgeraubt, völlig vereinsamt und
Zur Auflösung nur sich selbst überlassen zu sein
Ist hier kein unglückliches Einzelschicksal, sondern nahezu die
____________________________________________Regel.

Was die Unmengen von Messermünzen und Porzellan betrifft
Jene Ladung, die am Schiffbruch im Orkan nicht unbeteiligt sein
__________________________________________mochte:
Ich persönlich zöge es vor, genannte Hinderungsgründe dem
___________________________ __Meeresboden zu belassen.

Nicht nur ginge es dem Schiffswrack moralisch besser
Sondern man könnte dann immerhin noch sagen, ja, es gäbe doch
So etwas wie Gerechtigkeit, und Gesetze, denen selbst Unwetter
________________________________________unterlägen.


2. Vom Wortgeklimper

Ich mag dem Streuner, der bei mir vorbeischaut
Einen Brocken zuwerfen –
Zum Ausgleich, oder als Dank für seinen Hundeblick

Doch ich weiß auch
Dass das sein Leben nicht verändern wird
Und damit weiß ich alles, was ich über ihn wissen kann.

Zur Adoption
Ist so ein Streuner
Dann doch zu streunerhaft.

[Was jenseits des Verstehens liegt, ist allerdings Wortgeklimper.
Es gibt ohne Zweifel ein regressives Pläsier, sich von Wortgeklimper einlullen zu lassen, doch dann hat man es nicht mehr mit Literatur zu tun, sondern höchstens mit Psychotherapie. Dass man für Psychotherapie zum Beispiel auch Literaturpreise bekommen kann, sagt zwar einiges über die Juroren aus, doch nur wenig über die literarische Wirksamkeit ungezügelter Psychotherapie.]


31. Dezember 2017

jeudi 28 décembre 2017

Vom Leib, der hinter Mauern wohnt

Gleich nebenan wird ausgebaut, mich weckt allmorgendlich
Brutale Klopferei, sie läutet unbarmherzig Tag:
Der harte Stein hallt wider, aber nicht mein weiches Ich
Obschon es mitgetroffen wird von jedem Hammerschlag.

Wär, statt aus Fleisch, ich selbst ein Haus, oder mein Nachbarhaus
Mit alten Fenstern, zitternd und hell zu zerspringen drohend –
Die Hiebe, die man mir verpasste, hielte ich schon aus
So aber leidet stumm der Leib, der in den Mauern wohnt.

Die Nacht allein gehörte uns, die milde Dunkelheit
Vereinte und verwob Wortlosigkeit mit stummem Stein
Ob Haus ob Leib, doch in der Pein des Tagesanbruchs teilt
Sich wieder auf was nach Natur und Art getrennt soll sein.

28. Dezember 2017

vendredi 22 décembre 2017

Hey Look a Squirrel

Le cul sur une image m’intéresse presque plus qu’un cul en réalité. Peint, dessiné ou photographié, il est facilement nu, car les artistes semblent savoir ce que je veux ; puis, en général, ils se débrouillent pour me le montrer sous un angle particulièrement favorable. C’est tout à fait étonnant comme ces inconnus devancent mes désirs. Leurs images ayant été faites bien avant que je les ai vues, on pourrait parler de science infuse chez ceux qui représentent cette partie du corps qui, dans la réalité crue, se révèle le plus souvent pas mal banale. C’est que, dans la vraie vie, ce ne sont pas les artistes qui l’exhibent le cas échéant mais – nuance ! – leurs modèles en personne. C’est-à-dire n’importe qui voulant bien s’y prêter. 
Pourquoi donc suis-je dans une telle disposition dès que, venu de nulle part, un simple fessier dans le plus simple appareil s’affiche simplement sur une image et que, parfois, un simple trait suffit pour me l’évoquer ? Cette simplicité plurielle est le grand mystère de l’art – sa promesse comme on dit en marketing – rendant le choc, la distraction pour ainsi dire, instantané. Elle me fait penser à la rusticité du facétieux qui au milieu d’une discussion très sérieuse s’écrie : « Tiens, un écureuil ! » avec l’effet garanti que tous les regards se tournent aussitôt vers la fenêtre. 
En vérité, si l’écureuil se montre, ceci est hélas toujours dans l’ordre des choses. Qui, dans la triste réalité, aurait déjà vu ce rongeur arboricole grimpant, disons, l’obélisque place de la Concorde ? Et à quoi bon ? Uniquement dans l’œuvre d’art l’incongru est vraisemblable, et alors gage d’un inéluctable intérêt. L’obélisque en question signifiant tellement plus que la simple concorde, le cul, lui, peut devenir l’écureuil de l’existence.


Ein Findling unter finstern Fichten lag
Man hätte grad gemeint: ein Unterleib
Ins Moos gebettet, nackt seit Jahr und Tag
Allein für Fuchs und Has zum Zeitvertreib.

Ich kam dumm hergewandert, aber fand
Den Findling, ei, so glitzernd, glatt und rund
Strich schüchtern über ihn mit warmer Hand
Und küsste ihn erkühnt mit heißem Mund

Vor dem nicht ungetrübten Weitergehn –
Es war ja bloß ein starres Stück Natur
Wenn auch so zugänglich dem Missverstehn
Wie sonst geliebte Unterleiber nur.

Wärst du, begehrtes Fleisch, doch auch so kalt
Wie dieses alte, kalte, tote Stück
Glitzernd in einem finstern Fichtenwald:
Es gäb für uns kein Vor und kein Zurück.

Doch wärmer noch als meine Hand bist du
Noch heißer als mein Mund auf kaltem Stein
Und lässt mich, willig, denken immerzu:
Du warst nicht, bist nur, und wirst nicht mehr sein.


21. Dezember 2017

jeudi 21 décembre 2017

Winter


1. Alte Distichen

Wäre der himmlischen Macht ein unendliches Leben beschieden
Käme auch der kleine Mensch um das Hinscheiden herum.
– Wie das, mein Lieber? Was hat das denn miteinander zu schaffen?
– Weil zu dem ewigen Kind ewiges Spielzeug gehört.

Nichts ist mehr so wie es war. Eine Wandlung zum Bessern, zum
_______________________________________Schlechtern?
Soviel: Die Lust es mich zu fragen verging mir schon längst.

Früh kam der Winter; ich habe Körner gestreut vor dem Fenster.
Was durch den Frost schwirrt herbei ähnelt dem eignen Gemüt.


2. Alte Briefe

Ich las in alten Briefen alte Sorgen.
Es löste sich dann alles
Jugend verging.

Der selbst noch jungen Mutter machte das sorglose Tochterherz
___________________________________________Sorgen.
Begründet, unbegründet, es
Beruhigte sich dann doch alles irgendwie.
Bewegung ist erst wieder, wenn ich in den alten Briefen lese.

Mutter und Tochter sind beide gestorben.
Was soll meine Unruhe noch?
Ich hab diese Briefe geerbt
Nun schon in die eigene Stille hinein.


3. & 21. Dezember 2017

lundi 11 décembre 2017

Snug and Wild Mountain

Wenn ich nachts aufwache, aus einem Traum gerissen, richte ich mich in den Kissen halb auf – es ist eine gewisse Anstrengung dafür erforderlich – kneife die Augen zusammen und suche den Wecker, zwecks Beruhigung. Die roten Ziffern in der Dunkelheit, die erst bei zugekniffenen Augen lesbar werden, sind die Realität, und, sie erkennend, kann ich getrost wieder einschlafen, obschon ich, sobald ich erneut entschlummert bin, keineswegs spüren werde, ob ich noch fünf oder drei Stunden, oder nur eine einzige vor dem Morgengrauen habe. Am Morgen selbst erscheinen solche nächtlichen Kraftakte lächerlich. Doch so einfach liegen die Dinge nicht.

Ein geordnetes Haus auf einem wilden Berg zu bewohnen hat etwas für sich – etwa dann, wenn man dieses Haus verlässt, aber auch dann, wenn man sich dorthin zurückgekämpft hat. Allein, es sollte kein Zweifel darüber bestehen, was Haus und was Berg ist. Dazu ist der Wecker da, mit roten Ziffern in der Dunkelheit, die man sich erst erarbeiten muss, obschon die Zeit, die einem verbleibt, nicht mehr gespürt werden wird und insofern gleichgültig ist. Denn die wirkliche Zeit wird in Wirklichkeit ja verpennt.


When outside blizzards brawl with peals of storm
I bleakly serve my time before the fireplace.
Call battered stir what is a high-built home:
To be locked up this cozy is a rare disgrace.

I dream of exploits, my own sack of Rome
While out there frenzied squalls churn rain and snow.
Don’t call it high-built stir, it is a battered home.
You got a quilt, so whip it on, be brave and go.


[Lorsque je me réveille dans la nuit, arraché à un rêve, je me dresse sur les coussins – ce qui ne va pas sans un certain effort – je plisse les yeux, puis je cherche l’écran du réveil, afin qu’il me rassure. Les chiffres rouges, perçant l’obscurité mais lisibles uniquement les yeux plissés, sont la réalité et, la connaissant, je peux me rendormir en paix, bien que, à nouveau en sommeil, je ne sentirai pas si j’ai encore cinq ou trois heures devant moi, ou rien qu’une seule avant l’aube. Le matin même, de telles prouesses nocturnes paraissent ridicules. Or, les choses ne sont pas aussi simples que cela.

Habiter une maison rangée en haut d’une montagne sauvage a ses avantages – par exemple au moment de quitter ladite maison, et aussi quand, laborieusement, on a réussi à y revenir ; seulement, il ne faut pas douter de ce qui est maison et ce qui est montagne.C’est pour cela qu’on a l’écran du réveil avec ses chiffres rouges dans l’obscurité, chiffres qui exigent quelque peine pour pouvoir être lus, bien que le temps qui te reste ne sera plus ressenti et, en ce sens, sans importance. Puisque le temps réel, en réalité, se passe en roupillant.]

11 Décembre 2017

vendredi 1 décembre 2017

On Disrespect

    « Je vous prie, monsieur, de vouloir bien être mon maître […]. Vous ne trouverez jamais de disciple plus docile et plus souple que je le serai. Bien loin de m’offenser de vos corrections, je les prendrai comme les marques les plus certaines de l’amitié que vous avez pour moi. »
    Sachant que l’esprit et le corps font un, et qu’il n’y a pas d’esprit sans corps : ce que, en février ou mars 1737, le jeune et galant Frédéric écrit à Voltaire, de nos jours pourrait facilement passer pour des propositions. Ô siècle ingénu, où un prince royal peut se proposer innocemment à son penseur adoré, car tous deux poudrés, emperruqués et vêtus de soieries froufroutantes, et l’un d’eux par hasard guère accessible au monde féminin.
    En ce moment-ci, le dieu de l’un étant celui de l’autre, ils se disent à juste titre être l’un celui de l’autre, convaincus que le seigneur du ciel, s’il existe, se désintéresse de nos bagatelles.
    Or, comme dans n’importe quelle adoration, le seul maître de tous, savoir le temps, se contentera de jouer la montre. L’adoration d’un semblable disparaîtra sous les coups de la présence de même que, depuis toujours, celle d’un être suprême a dû subir quelque dommage après une épiphanie ratée. Seule, l’éclatante beauté du billet trouble subsistera, beauté qui n’est peut-être rien d’autre que celle d’un siècle pas moins grossier et inconscient que tous les autres.

It seems that young prince Frederick
Proposed himself to one Voltaire
Who, stiff enough, would get no kick
From spanking royals, however fair.

Heinie’s dashed hopes for bruises triggered
A bloody mess of seven years.
Let that sink in: All buts considered
War starts when Prussians quell their tears.

Well, wise philosophers neglect
A wee dislike, rein in their dryness
And proudly bow to any Highness
Whose privacy claims disrespect.

December 1st, 2017