mercredi 7 août 2019

Dreierlei Ungeheuer


1. Zahnlose Glocken

Sonntagmorgens erschallt Glockengeläut bis hier
Lädt das Christenvolk ein, als wär es noch die Zeit.
Neuzugänge erfreut es;
Ältre sind des Vergangnen leid:

Nun, jahrhundertelang war das Geläut Befehl
Und wem das nicht gefiel, der sah sich besser vor.
Heuchelei ward entbehrlich
Doch so leicht überhört man nicht.

Manche hören auch jetzt noch das Gejohle von
Hexenjagden hindurch, oder Pogromgeschrei;
Solchen läutet es nicht den
Sonntag still und friedlich ein.

Wenn das Raubtier nur noch aus der Erinnrung faucht
Hinter Zoogittern dann, glänzt dessen Wildsein mild
Und dich rührt’s, wie es fortan
Seine Freiheit verloren hat.


2. Acerca del sueño de la razón

Hierzulande erstehn jetzt wieder Winkel wo
Rechtes Glauben erneut zu ’ner Verpflichtung gerann.
Ob nun Pflicht oder Kür – wie
Deutlich ist doch der Augenschein.

Man erkennt äußerst leicht, wem das Gemüt erfüllt
Daran, was Mensch so trägt oder nicht abrasiert;
Keck wird Innres nach außen
Umgestülpt zu des Himmels Lob.

Aus dem Smartphone erklingt krächzend das heilige
Donnerwort, überall – und sei’s im Untergrund –
Lässt an Ketten sich legen
Gottes innerer Leinehund.

Dass die Evolution Monster gebären kann
Wissen wir, aber dass sie nun gar eine Art
Theokratischen Phäno-
Typ hervorbringt bleibt wundersam.


3. Einhandhochseesegelei

Wer nur gründlich genug sein Universum leert
Der hockt freilich am Schluss in seinem Eigenbau
Auf dem Grund einer Pfütze
Statt umtost von der hohen See.

Wer vom Sturm übermannt hektisch den Stöpsel zieht
Der gerät in den Sog, ja in den Mahlstrom, denn
Badewannen sind häufig
Was ihm dünkte ein Ozean.

Transzendenz über Bord, Skipper, ist schnell vollbracht
Ebenso ist es leicht, noch auf dem Trockendock
Ungeheuer zu planen;
Alles andre ist von Gefahr.


5. August 2019


[Cultiver l'asclépiade pour sauver le monarque.  Photo : iStock]

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