Bekanntlich sind Vögel nichts anderes als Flugsaurier, die klug genug waren um zu überleben. Die schlauen Kerlchen schauen einen ja auch dementsprechend an. Es liegt eine vorsichtige, berechnende Kälte in Vogelaugen. Mich stört das nicht, ich verstehe es, mir sind diese Überlebenskünstler trotzdem sympathisch. Warum sollen einem Flugsaurier nicht sympathisch sein? Ich hätte womöglich sogar einen Tyrannosaurus sympathisch finden können, wenn der nicht so dumm gewesen wäre, schon vor mir auszusterben. Bisschen groß vielleicht, aber sympathisch. Kreatur muss keinen Dackelblick haben, um mein Herz zu erweichen. Dieses Herz haben schon ganz andere erweicht: Langwimprige mit Kulleraugen, weichem Fell auf dem Schädel, zarten Gliedern, Pfirsichhaut und melodiösem Timbre, Schönheiten, ja, aber innerlich keineswegs so zartfühlend wie seinerzeit eventuell der Tyrannosaurus, von dem wir nur wissen, dass er ein etwas kräftiges Gebiss hatte und eine recht tolpatschige, ruppige Gangart, wofür er aber auch nichts konnte, und ansonsten einfach nicht gerissen genug war, was sich dann übel rächte. Ein Kinderschreck wie so mancher bärbeißige Onkel, obschon im Grunde eine kreuzbrave Seele. Freilich sollten wir mittlerweile erwachsen geworden sein und unsere Voreingenommenheit überwunden haben. Sind wir erst einmal vom Schicksal bestraft, können auch wir uns nicht mehr verteidigen, wenn man dann nach den Knochen beurteilt.
i.
Noch gibts uns kaum und scheinen wir schon fast
Zu Ende, als Gelegenheit erschöpft, verpasst
Wo es vorher Äonen brauchte, bis ein Tier verschwindet.
Wer eines Tags Menschenfossilien findet
Wird sagen: Zwar nicht ganz zum Opteryx gelungen
Doch immerhin mit Schädeln schön geschwungen.
Noch gibts mich kaum und scheine dennoch fast
Erschöpft, ein Stimmlein unerhört verklungen
Weil Zwitscherei allein kein Dasein je begründet
Und bloßes Rumgeflatter in Vergessen mündet.
So fühl ich mich schon selbst in Stein gezwungen:
Höchstens bewahrter früher Himmelsgast.
ii.
Kann nicht mal fliegen und zu Fuß muss gehen:
Dem Tod entgegen Welt zu übersehen und verstehen –
Es mögen spätre sich damit befassen.
Kann nicht mehr richtig gehen, nur noch fliegen
Um sei’s nur einen Fuß auf den Boden zu kriegen
Von allen guten Geistern längst verlassen.
Sich festen Trittes in die Lüfte zu erheben
Scheint letztlich einzig Grobmotorikern gegeben.
Wer Hosianna pfeift, hat sich drauf eingelassen.
[Chacun sait que les oiseaux ne sont rien d’autre que des sauriens qui ont été assez intelligents pour survivre au cataclysme. Cela se voit déjà à la façon dont ces petits malins nous contemplent. Il y a une froideur prudente, calculatrice, dans l’œil des oiseaux. Cela ne me dérange pas, je le comprends, ils me sont tout de même sympathiques, ces spécialistes de la démerde. Pourquoi ne devrait-on pas ressentir de la sympathie pour des sauriens ? J’aurais même pu avoir de la sympathie pour un tyrannosaure, si ce dernier n’avait pas eu l’idée stupide de disparaître avant moi. Un peu grand peut-être, mais sympathique. La créature n’est pas obligée d’avoir un regard de chien fidèle pour toucher mon cœur. Ce cœur, il y en a déjà eu d’autres qui l’ont touché : des avec des longs cils obombrant leur claires mirettes, avec de la fourrure toute soyeuse sur le crâne, des membres fins, une peau de pêche, un timbre mélodieux, des vénustés, ça oui, et pourtant pas aussi empathiques comme éventuellement, dans son temps, le tyrannosaure, géant dont nous savons juste qu’il avait une dentition conséquente et une démarche maladroite et rude – ce qui n’était pas sa faute – et, sinon, manquait seulement de débrouillardise, défaut qu’il a payé cher. Une terreur des enfants comme tel oncle grognon qui, au fond, possède une âme d’or. Mais nous devrions enfin nous comporter en adultes et dépasser nos partis pris. Une fois que le destin nous aura punis, nous aussi, nous ne pourrons plus nous défendre lorsqu’on jugera d’après les os.]
3. Oktober 2019
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