mardi 5 février 2019

Diesseits von Gut und Böse

Daraufhin hab ich über das Paradies nachgedacht, in das alle Anständigen doch anscheinend kommen, versucht, das wieder im Zusammenhang mit dem Bildungsgrad zu sehen, und mich gefragt, inwiefern es für einfache, gutgläubige Menschen überhaupt möglich ist, zwischen Gut und Böse, Recht und Unrecht zu unterschieden, wenn es zwar so etwas wie ein Naturrecht gibt, die heiligen Schriften jedoch ziemlich unklar darüber sind. Da haben die armen Leute die besten Absichten, meinen, das Gottgefällige zu tun, und andere mit ihrer Schulbildung schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, reden von archaischem, überzogenem Ehrgefühl und stecken sie womöglich jahrelang ins Gefängnis, während sie selbst sich des Paradieses sicher wähnen und beseligt Halleluja singend in die Zelle wandern. Und wer entscheidet am Ende? Diejenigen, die es besser wissen und sie verurteilt haben, oder die naiven Kindlein, die nur taten, was sie ihrem heiligen Buch entnommen haben und für ihre gottverdammte Gläubigenpflicht hielten? Weder die einen noch die anderen, sondern der himmlische Vater allein, der sich allerdings so zweideutig ausgedrückt hat, dass aufgrund der beschissenen Rechtslage nur der generelle Freispruch in Frage kommt.

Die schlechten Menschen lieben Steaks
Die guten nur Gemüse
Tee, Sojamilch und Biokeks
Pfeifend auf alles Süße.

Die schlechten Menschen saufen Bier
Und spülen nach mit Korn;
Die guten, die verdursten schier
Und kennen keinen Zorn.

Die Schlechten saugen sogar Blut
Jawohl; die Guten spenden.
Doch wären alle Menschen gut
Wo sollte das bloß enden?

Es endete im Paradies
Wo Adam Äpfel fräße
Und Eva, fastend, nicht mal dies –
Stets gibt es Gut und Böse.

Und kämpften Gut und Böse nicht
Und täten sich dort lieben
Sie würden just vom Weltgericht
Erneut daraus vertrieben.

[Après, j’ai réfléchi sur le Paradis où tous les hommes de bien sont censés monter, et j’ai essayé de le voir en corrélation avec le niveau d’instruction d’une personne. Je me suis alors demandé si pour des petites gens simples et de bonne foi il est possible de distinguer le bien du mal, ou de différencier entre ce qui est juste et ce qui ne l’est pas, étant donné qu’il existe peut-être un droit naturel, mais que les saintes écritures sont très peu claires. Les braves gens peuvent avoir les meilleures intentions et penser faire la volonté divine et d’autres, diplômés, lèvent, horrifiés, les bras au ciel, parlent d’un archaïque sens de l’honneur hypertrophié et les foutent pendant des années en tôle, tandis que eux, se croyant assurés de leur place au Paradis, rentrent en cellule en chantant des cantiques. Et qui décide à la fin? Ceux qui savent mieux ou les pauvres enfants de Dieu qui, naïvement, ont fait ce qu’ils ont déduit de leur saint livre et pris pour leur sacré devoir de fidèles ? Ni les uns ni les autres, mais le seul Père céleste qui, lui, s’est exprimé de façon tellement ambiguë que dans cette situation légale merdique, il ne lui reste que l’acquittement général.]

5. Februar 2019    [Ecce Homo III]

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