lundi 14 décembre 2015

Im TGV von A nach B

העולם הבא

Die Züge werden auch immer schneller
Und die begradigten Trassen zu Autobahnen.
Wir sitzen im Großraum wie im Flugzeug
Und die Zuggespräche gehören zu den ersten Opfern.
Die vorbeieilende Landschaft enthält immer weniger –
Das alte, immobile, Land füllt sich zwar, aber
Das neue, mobile, wird niemandiger; es reist sich
Mithin weniger, und nicht nur hinsichtlich des Zeitaufwands
Doch wird einem weisgemacht, dass nur das Ziel nähergerückt sei.
Die kommende Welt – die der Toten – ist eigentlich schon da:
Es genügt, hier im Zug zu sitzen
Der so voll ist und so leer.

                                 *

Der Hochgeschwindigkeitszug als Totenreich
Mit Blick ins Leere
Und an der Tür dem Hinweis: Compartiment Zen.
Als ob man das Nirwana auch noch bestätigen müsste...
Aber so weit, auf eine Entgleisung zu hoffen
Sind wir doch noch nicht.

                                 *

Wer von der hiesigen
In die jenseitige Welt zu gelangen trachtet
Muss sich auf eine weite
Jedoch nicht unbedingt lange Reise gefasst machen:
Zwischenaufenthalt gibt es eigentlich keinen
Und auch der Kamikaze reist allein.
In Zufallsgesellschaft vielleicht, aber allein.
Manchmal glaubt er zu wissen
Was ihn im Jenseits erwartet
Als sei das Diesseits davon nur ein Vorgeschmack;
Verständlich, doch
Das Nichts, das wir hier schon kennen
Bietet keinen Vorgeschmack – so wenig
Wie die Jugend einen des Alters bietet
Obwohl das Altern schon in der Jugend beginnt.
Überhaupt ist es übertrieben zu behaupten
Im Hochgeschwindigkeitszug zu sitzen
Sei Strafe genug.

11. Dezember 2015

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