i. Quasi eine Schweigestunde
Im Dichterclub
Hat es ihnen
Nach den Attentaten
Die Sprache verschlagen.
Man befürchtete nun auch noch
Den gewohnten Großen Aufschrei
Aber es kam nichts.
Die Attentate
Waren zu nah, sie
Hätten auch die Dichter
Des Dichterclubs treffen können
Und das verschlägt
Hinterher noch
Die Sprache.
Schau an, die unendliche Macht des Schweigens:
Wenn er bloß die Klappe hält
Wird aus so manchem
Fast ein Dichter.
ii. Eine Frage des Wo und Wann
Sich anschweigen
Und daraus eine ganze Geschichte machen
Es gar in Buchform zu veröffentlichen
Ist auch so etwas.
Man hat den Eindruck, dieses Anschweigen
Sei etwas Neueres.
Nichts Uraltes, eine Neuheit. Bio.
Ein urbanes Bioanschweigen
Das sich ländlich, natürlich und tief will
Aber nur gesucht ist
Weil eben alles gesucht ist
Was sich absetzen möchte
Und sozusagen keine Glotze bei sich stehen hat.
Nein, ich glaube diesen Stillen ihre Stille nicht.
Zu unseren Städten passt sie nicht, und nicht in diese Viertel.
Ob es einem nun gefällt oder nicht:
Halbwegs wahrhaftig ist
Jetzt nur noch der kleinen Leute Geschwätzigkeit.
Alles andere ist Karriereplanung.
iii. Wie Noah
Und es endet immer gleich.
Als ob er gesoffen hätte
Sagt er den einen Satz zu viel.
Jenen Satz, der ihn entblößt, scheint es
Wie Noah vor seinen Söhnen.
Ja, besoffen und biblisch, der Depp.
Plötzlich entblößt er sich also
Als ob ihm zu warm wäre
Mit einem überflüssigen Satz.
Kennenlernen lässt er sich dadurch aber nicht.
Der Satz ist nur eine von einem Windstoß aufgeschlagene Tür
In einen Wohnungsgang hinein, einen Durchgangsort
In dem sich keiner länger aufhält;
Der Salon bleibt zu hinter einer anderen Tür
Und umso mehr das Schlafzimmer. Vor allem das Schlafzimmer
Ist durch Worte nicht zugänglich, sein Schlüssel ist das Schweigen.
– Ah ja, wieder das Schweigen. Und was willst du damit sagen?
Es mieft aber gewaltig, dieses dein Schlafzimmerschweigen.
Ich ziehe dem noch deine gängigen Wirrheiten vor.
iii. Tel Noé
26 Novembre 2015

